Rückblick auf die Männerwanderung

am Samstag, 27. April 2024

Rückblick auf die Wanderweg
Quelle: Wilfried Röcker

Männer auf schmalem Pfad

Es ist Ende April 2024, Zeit für die Männerwanderung der EmK. Karl-Heinz und ich machen uns früh auf den Weg nach Böblingen, wo wir in den äußerst pünktlichen Zug nach Freudenstadt steigen. Dort angekommen warten schon ein paar andere Männer, von denen ich nur zwei aus früheren Wanderungen kenne. Es ist schön, immer wieder neue Männer kennen zu lernen und so freue ich mich bei herrlichem Frühlingswetter auf einen tollen Tag in guter Gemeinschaft.

Der Bus fährt uns durch verschiedene Ortschaften über eine serpentinenreiche Straße bergauf, bis wir schließlich die Schneegrenze durchbrechen. Wer hätte das gedacht. Vor wenigen Tagen noch mussten wir uns auf viel zu frühe sommerliche Temperaturen einstellen, was so manchen Kreislauf durcheinandergewirbelt hat. Und jetzt zurück in den Winter? Na, das wird ja was geben. Glücklicherweise gibt es heute zuverlässige Wetter-Apps und so hatte ich vorsichtshalber noch die nagelneuen Bergstiefel und warme Zusatzklamotten eingepackt.

Vorbei am Mummelsee geht es motorisiert bis hinauf auf das Gipfelplateau des höchsten Berges im Nordschwarzwald, der Hornisgrinde. Karl-Heinz hatte uns unterwegs schon dank seiner Höhen-App darauf aufmerksam gemacht, dass wir die 1000 Höhenmeter erreicht haben, jetzt steigen wir bei 1164 m und herrlich sonnigem Wetter aus dem Bus und direkt in den Tiefschnee. Ein paar Minuten die Aussicht genießen, ein schnelles Gruppenfoto machen, einen gigantischen Rundumblick vom Bismarkturm aus bestaunen und dann geht es auch schon los. Von einem Gipfel aus geht’s logischerweise nur nach unten, klingt zunächst angenehm. Schnell stellen wir fest, dass es seit dem unerwarteten Schneefall offenbar zu wenige Wanderer gab und somit kaum ausgetretene Wege. Das bedeutet einerseits, den befestigten Weg suchen und andererseits wie ein Storch bei jedem Schritt die Füße hochziehen, damit man überhaupt vorwärtskommt. Das ist nicht ganz einfach und schon nach wenigen Metern liegt einer unserer Männer auf der Nase. Hier zeigt sich aber auch der Vorteil von Neuschnee, denn man fällt relativ weich, was ich beim Rettungsversuch selbst auch erlebt habe.

Rückblick auf die Wanderweg
Quelle: Wilfried Röcker

Im Wald ist der Weg klarer erkennbar, aber je steiler er wird, umso mehr wird er auch zur Herausforderung. Behutsam einen Schritt vor den anderen setzen, um jeglicher Rutschgefahr sicher zu begegnen, das erfordert bei mir jetzt die volle Konzentration. Ich darf mir einen Wanderstock ausleihen, was mir etwas mehr Sicherheit verschafft. Mir kommt die biblische Aussage vom “schmalen Pfad” in den Sinn und ich teile meinen Mitwandernden mit einem Augenzwinkern ;-) mit, dass ich jetzt verstehe, wie das gemeint sein könnte.

An einer Weggabelung beraten wir kurz, wie wir weitergehen wollen und schnell ist klar, dass wir jegliches Absturzrisiko vermeiden sollten und nehmen den kürzeren, aber sichereren Weg. Durch den Schnee kommen wir ohnehin eher langsamer voran. Einer der anfangs acht Männer verlässt uns vorzeitig, um auf kürzestem Weg ins Tal abzusteigen. Als Ortskundiger ist es kein Problem, ihn alleine ziehen zu lassen. Es ist gut, wenn man seine eigenen Grenzen einschätzen und entsprechend handeln kann.

Immer wieder erreichen wir beim Abstieg und leichten Aufstiegen Stellen, die uns in die Weite über den Schwarzwald oder auch über das Rheintal bis zu den teils noch schneebedeckten Vogesen blicken lassen. Eine Einladung für kurze Erholungspausen (mit der Betonung auf “kurz” ;-). Beim Weiterwandern frage ich Joachim, einen der Wanderführer, wann wir denn richtig Pause machen. Die Antwort ist: “Gleich da vorne.” Eine viertel Stunde später dieselbe Frage und dieselbe Antwort. Das sollte wohl der Motivation dienen, noch ein wenig durchzuhalten, war also gut gemeint und ich nehme es sportlich.

Dann ist es endlich so weit. An einem schönen Aussichtspunkt erkennen wir in der Ferne schemenhaft und etwas undeutlich das Münster in Straßburg. An dieser Stelle machen wir Vesperpause, wobei uns lediglich ein paar Felsbrocken als Sitzgelegenheit dienen. Der guten Laune für angeregte Gespräche schadet das aber keineswegs.

Wir sind inzwischen auf dem sgn. Westweg. Es ist der älteste Höhenweg im Schwarzwald, der über 285 km von Pforzheim bis nach Basel führt. Auf dem kurzen Abschnitt, den wir darauf wandern, erleben wir, dass wir uns trotz herrlichem Sonnenschein in einer eher ungünstigen Wetterlage befinden. Wenn nämlich der Neuschnee durch die Wärme schmilzt, fließt das Schmelzwasser zwangsläufig über den Wanderweg ins Tal hinab und da es relativ viel Neuschnee gab und es relativ warm ist, fließt auch relativ viel Wasser über den Wanderweg. Das hat zur Konsequenz, dass wir bei jedem Schritt entscheiden müssen, ob wir mit viel Anstrengung im Storchenschritt durch den Neuschnee gehen oder im fließenden Bach weiterwandern, immer auf der Hut, nicht zu tief einzutauchen, damit das Wasser nicht oben in die Schuhe reinläuft. Was bin ich froh an meinen Stiefeln, die bis zum Schluss innen trocken bleiben. Bei anderen kommen gelegentlich Meldungen über Wassereintritt und nasse Socken.

An der Darmstädter Hütte kehren wir ein und verweilen eine Zeit, was den Knochen und Muskeln sehr guttut. Bei Kuchen, Kaffee und Weizenbier unter freiem Himmel genießen wir die Gemeinschaft und tauschen uns über dies und jenes aus.

Rückblick auf die Wanderweg
Quelle: Wilfried Röcker

Nun ist es nicht mehr weit bis zur Rückfahrt von der Bushaltestelle am Ruhestein. In Freudenstadt verabschieden wir uns nach einem für mich zwar sehr anstrengenden, aber voll erfüllten, erlebnisreichen und abenteuerlichen Wandertag mit netten Männern auf schmalen Pfaden. Dank an Wilfried und Joachim fürs Vorwandern und Organisieren. Ich freue mich jetzt schon auf neue Abenteuer mit euch und anderen EmK-Männern nächstes Jahr Ende April.

Eberhard Klaiber
EmK Weissach